Aug
16
2019

Killswitch Engage: Neues Album „Atonement“

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2019 stehen Killswitch Engage vor einem weiteren wichtigen Schritt: Mit Atonement, ihrem insgesamt achten Studio-Album, schärft das Quintett bestehend aus Adam Dutkiewicz [Gitarre, Produktion], Joel Stroetzel [Gitarre], Mike D’Antonio [Bass], Justin Foley [Schlagzeug] und Jesse Leach [Gesang] jeden Aspekt ihres typischen Sounds. Wie nie zuvor kristallisiert sich hier die Vision der Band heraus, die sie seit der Gründung vor zwei Jahrzehnten vereint. „Für mich steht der Name Killswitch Engage für ‚Schaltet das System ab’“, stellt Jesse klar. „Es geht um Anti-Autorität und Anti-Korruption. Meine Texte sind sehr spirituell und politisch. Das ist ein Teil davon, was Killswitch von Anfang an waren und wir tragen diese Message auch durch unsere Liveshows. Es geht darum Spaß zu haben, das Leben zu genießen und um emotionale Katharsis. Ich weiß nicht mal, ob wir das bewusst waren, aber es zeigt all unsere Stile. Das hat sich einfach so ergeben. Darauf bin ich stolz.“

„Es ist wieder eine ehrliche Platte“, betont Justin. „Wir sind einfach wer wir sind und schreiben das beste Material, das wir drauf haben.“ „Die Leute nehmen sich viel zu ernst“, fügt Adam hinzu. „Wir lieben Metal, aber wir lieben auch Melodien und wollen Spaß haben. Das macht uns aus: Wir benehmen uns nicht wie eine typische Metal Band.

Atonement beweist das. Das Album markiert den krönenden Abschluss zweier aufreibender, turbulenter Jahre, denn die Musiker haben schon 2017 damit angefangen, sich Ideen dafür zuzuwerfen. Den Großteil des Materials hat die Band separat aufgenommen, während Adam erneut hinter dem Pult saß. Sie arbeiteten bei Signature Sound in San Diego an den Drums und in Adams Wicked Good Studios, das ebenfalls in San Diego ist, an den Gitarren. In der Zwischenzeit editierte Mike seine Bass-Tracks wo immer er konnte: unterwegs in Hotels, backstage in der Garderobe und zuhause. Der Gesang wurde an beiden Küsten aufgenommen: in den Mainline Recording Studios in Westfield, Massachusetts und in den Wicked Good Studios.

Mitten im Aufnahmeprozess entwickelte sich durch ein Geschwulst Narbengewebe in Jesses Kehle und zwang ihn, sich einer Operation zu unterziehen. Die intensive, dreimonatige Reha endete mit Sprech-, Gesangs- und Schreitherapie. „Anfangs habe ich mich gefragt, ob es das jetzt gewesen sein könnte mit meiner Karriere“, gibt er zu. „Aber es hat funktioniert. All das hat mich echte Entschlossenheit gelehrt, mir Techniken anzueignen und diese zweite Chance zu nutzen, ein besserer Sänger zu werden. Ich habe viel mehr Kontrolle über meine Stimme und kann vernünftig schreien. Ich glaube nicht, dass das Album wäre was es ist, wenn ich all das nicht hätte durchstehen müssen.“ Seine Feuertaufe auf der Bühne war die 2018er Tour mit Iron Maiden, als er vor ausverkauften Arenen und Stadion-Publikum neues Selbstbewusstsein tanken konnte.

Gleichzeitig machte er auch noch eine kräftezehrende Schreibblockade durch. Am Ende der Tour mit den Metal-Göttern nahm Adam ihn zur Seite und gab ihm den entscheidenden Anstoß: „Ich zeigte ihm meine unfertigen Texte und er sagte ‚die brauchst du alle gar nicht. Halt es ganz einfach’“, erzählt Jesse. Ich war gestresst. Ich war unsicher. Zwischen Schreibblockade und Operation war viel los in meinem Kopf. Es war fantastisch einen Freund und Produzenten zu haben, der mir einen Denkzettel verpasste und mich ermunterte.“„Jesse hat mit den Texten und Melodien einen echt guten Job hingelegt“, betont der Gitarrist. „Gleichzeitig war mein Ziel, Songs zu schreiben, die echt thrashy und aggressiv sind. Wir haben mehr Songs, die richtig abgehen als sonst.“ Bei Metal Blade zu unterschreiben heizte das frisch entzündete Feuer weiter an. „Ein neues Kapitel aufzuschlagen war für uns alle aufregend“, erzählt Justin. „Wir kennen Brian Slagel schon ewig. Freunde von uns haben mit ihm gearbeitet. Wir sind sehr optimistisch in diese Zusammenarbeit gegangen – mit dem Wissen, was wir mit Metal Blade auf unserer Seite für Möglichkeiten haben.“

Der Opener und gleichzeitig erste Single „Unleashed“ mischt bedrohliche Drums mit unheilschwangeren Gitarren bevor er in einen mitreißenden Chorus mündet. „Es zeigt die Entstehung der ganzen Sache“, erklärt der Frontmann. „Für mich geht’s um das innere Tier und die Dunkelheit, die wir alle in uns tragen. Glücklicherweise sind die bei mir nur ein paar Mal im Leben rausgekommen. Der Chorus fühlt sich an, als ob die Leute was damit anfangen können.“

„The Signal Fire“ brettert mit luftdichtem Thrashing auf einen ausladenden, hinreißenden Refrain zu. Mit dem Gastauftritt des früheren Killswitch Engage-Frontmanns und heutigen Light The Torch-Sängers Howard Jones wird ein Freudenfeuer aus Metal-Kompetenz gezündet, das zwei Äras der Band in einer Hymne vereint. „Ich hatte eine Szene von Der Herr der Ringe im Kopf, bei dem sie zum Berggipfel klettern und ein Feuer machen, um Verstärkung herbeizurufen“, erinnert sich Jesse. „Es fühlte sich kraftvoll an. Zur gleichen Zeit arbeitete Howards Band Light The Torch an neuer Musik. Ich fand einfach, dass Light The Torch und Signal Fire gut zusammenpassen. Es musste eine Art Kampfaufruf sein und ich hatte mir gewünscht, dass er darauf singt. Wir haben erst vor Kurzem angefangen, uns richtig gut zu verstehen. Danach haben wir uns dann Kurznachrichten hin und her geschrieben. Wir brauchten einen Song mit ihm, um den Fans zu zeigen, dass wir zusammenhalten. Es ist die perfekte Ode an unsere Verbindung als Brüder und ein schöne Verbeugung vor Light The Torch.“

An anderer Stelle stellt der legendäre Testament-Frontmann Chuck Billy sein unverwechselbar kehliges Knurren der besessenen Energie von „Crownless King“ zur Verfügung, das Adam zu Recht als „fucking awesome“ bezeichnet.Am anderen Ende des Spektrums soll der erhebende Chorus von „I Am Broken Too“ „jemanden, der mit einer psychischen Erkrankung oder Suizidgedanken kämpft, dazu ermuntern, nicht aufzugeben, denn es gibt mehr von uns als du denkst“, erklärt der Sänger. Und dann ist da noch „As Sure As the Sun Will Rise“, das sich über gewitterartigen Percussions und ausdruckstarken Gitarren zu beeindruckend triumphalem Gesang aufbaut.

Im Endeffekt bauen Killswitch Engage ihre Stellung weiter aus, während sie gleichzeitig neue Wege beschreiten – das System wird nie wieder dasselbe sein. „Ich möchte all die Energie, Negativität und den ganzen Mist, unter dem ich leide, mitnehmen und sie in etwas Positives verwandeln, um den Menschen Hoffnung zu vermitteln“, sagt Jesse abschließend. „Nimm die Dunkelheit wahr und kämpf dich durch. Wenn du nicht aufgibst, wirst du es schaffen. Es gibt immer einen Licht am Ende des Tunnels.“ „Ich möchte, dass die Fans es genießen“, fasst Adam zusammen. „Wenn ich mir Metal-Platten anhöre, verpasst mir das einen Schub und treibt mich an. Ich hoffe, dass unseren Fans das auch so geht wenn sie unsere Songs hören und zu unseren Konzerten kommen. Will man wirklich Geld dafür bezahlen, jemanden zu sehen, der nur so tut als wäre er badass? Wir machen das jedenfalls nicht. Wenn wir lachen, genießen wir es – und das hier genießen wir richtig.“

Killswitch Engage: Neues Album „Atonement“