In den 90ern befand eine Doppel-CD regelmäßig über Sein und Schein neuer Rockmusik und bestimmte die Trends in Deutschland. Worin lag die Magie der Serie, der sich niemand entziehen konnte und die nun mit „Crossing All Over – Classix“ wieder da ist? Ein persönlicher Rückblick auf die Kaiserjahre einer Compilation.
Text: Lars Thieleke
Too cool for school: tiefe 90er-Jahre, Doppelstunde Mathe, Differenzialgleichungen. Optimaler Zeitpunkt für einen Besuch im Plattenladen um die Ecke. Der Verkäufer in Topform: „Da bist du ja endlich! Ich hab was für dich, musst du haben! Die letzte Faith No More auf durchsichtigem Vinyl! Da gehst du kaputt.“ Ungehört eingepackt. „Wenn du Glück hast, hab ich auch noch die neue Cypress Hill hier im Karton. Tatsächlich, aber nur auf CD, hast du ein Glück!“ Ungehört eingepackt. „Sag mal, hast du das mit Megavier mitgekriegt? Die Fantas machen Hardcore! Mann, Mann, Mann. Was ist denn los mit dir?“ Ungehört eingepackt.
Und noch etwas leuchtete da im Regal von der Präsentationsfläche: ein mit unzähligen Bandnamen betackertes Cover, chaotisch bunt, wie von einem farbenblinden Schimpansen mit dem Fuß gemalt. „Crossing All Over, Vol. 3“, mit Clawfinger, H-Blockx, Megavier… und weg war es, das beim Pizzafahren verdiente Geld.
Alles andere war Kaspermucke
Die Compilation stellte sich als Glücksgriff heraus. Zwei CDs, bis unter die Dachrinne vollgestopft mit einem bizarren Mix der angesagten Partybrummer aus Crossover, HipHop und selbst Metal. Doch vor allem hatte irgendein Trüffelschwein die Geheimtipps der Szene unter die Hits der großen Bands gemischt.
Schon bald waren die CAO-Compilations Pflicht – wer nicht auf Kaspermucke stand, musste sie haben. Zur Belohnung für die jahrelange Treue erhielt man einen Komplettüberblick aller wichtigen Bands, entdeckte obendrein Prong, Downset, Living Colour oder sogar Rammstein. Und auch die Reaktion des Verkäufers im Plattenladen um die Ecke änderte sich grundlegend, wenn man plötzlich nach einem Album von Freaky Fuckin Weirdoz fragte, die man auf CAO entdeckt hatte: „Pipi Fuckin Werwolf? Was ist denn das für ein Bandname? Müsste ich dir bestellen…“
Ungehört bestellt.
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Mit „Crossing All Over – Classix“ kehrt Deutschlands erste und erfolgreichste Alternative-Rock-Serie nun digital zurück. Die 42 Tracks starke Werkschau der Kultmarke baut eine Brücke zwischen allen CAO-Generationen: von Faith No More bis System Of A Down, von Clawfinger bis Korn, von Placebo bis Billy Talent. Nur echt mit diesem Totenkopf.
Das komplette Tracklisting:
CD 1
1. Sisters Of Mercy: Temple Of Love
2. Korn: Freak On A Leash
3. Clawfinger: Nigger
4. Suicidal Tendencies: Send Me Your Money
5. Downset: Anger
6. Guano Apes: Open Your Eyes
7. H-Blockx: Move
8. Faith No More: Midlife Crisis
9. Audioslave: Show Me How To Live
10. Cypress Hill: Insane In The Brain
11. System Of A Down: Chop Suey!
12. Prong: Snap Your Fingers, Snap Your Neck
13. Zebrahead: Check
14. Stabbing Westward: Save Yourself
15. Megavier: Genug ist genug ist genug
16. Freaky Fukin Weirdoz: Hit Me With Your Rhythm Stick
17. Living Colour: Cult Of Personality
18. Feeder: Buck Rogers
19. Billy Talent: River Below
20. Skunk Anansie: Weak
21. Crazy Town: Butterfly
CD 2
1. Pixies: Where Is My Mind
2. Placebo: Nancy Boy
3. Everlast: What It’s Like
4. Apollo 440: Stop The Rock
5. Prodigy: Breathe
6. Filter: Hey Man, Nice Shot
7. N.Y.C.C.: Fight For Your Right
8. Run DMC vs. Jason Nevins: It´s Like That
9. Infectious Groove: Immigrant Song
10. Die Happy Supersonic Speed
11. Moby: That´s When I Reach For My Revolver
12. Silverchair: Tomorrow
13. Janes´s Addiction: Been Caught Stealing
14. Screaming Trees: Nearly Lost You
15. The Ataris: The Boys Of Summer
16. Cake: I Will Survive
17. Glow: Mr. Brown
18. Lemonheads: Mrs. Robinson
19. New Model Army: Vagabonds
20. Mudvayne: Happy
21. Good Charlotte: The River
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