Jul
24
2009

„File-Sharing ist unromantisch“

„File-Sharing ist unromantisch“

File-Sharing, Online-Piraterie und illegale Downloads werden seit langem kontrovers diskutiert. Am Business-Pranger stehen dabei diejenigen, die nicht bereit sind, für Musik zu bezahlen. Leitragende sind aber nicht nur Künstler und Plattenfirmen: White Stripes-Sänger Jack White sieht (mentale) Nachteile beim Konsumenten selbst. White zeigt gegenüber der BBC mit dem Finger auf die Download-Kultur, die aus Musik und Musikerwerb ein „unromantisches Ereignis“ für den Käufer gemacht habe. Die bislang meist fallenden Verkaufszahlen in der Tonträger-Industrie zeigten außerdem, dass der Konsument beim Thema File-Sharing nicht einmal mehr in moralische Konflikte geraten würde. Put the needle to the record … Diese Un-Kultur setze den Wert der Musik herab, sagt White, da sie für ständige Verfügbarkeit sorge. „Man klickt auf etwas, und was macht man fünf Minuten später? Man klickt es wieder weg!“ Jenes Gebrauchsverhalten sei besonders bedauerlich bei musikalischen Erzeugnissen, die Zeit bräuchten, um sich zu entfalten, und die keine Chance haben, „wenn die Leute die Nadel nicht bis zum Ende der Seite auf der Platte lassen“. Auch um ein Zeichen gegen das „Problem“ File-Sharing zu setzen, hat der White Stripes-Kopf kürzlich den Abo-Service „The Vault“ eröffnet. Im Gegenzug für eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bekommen die Kunden neben digitalen Formaten auch physische Tonträger, darunter Veröffentlichungen auf Vinyl, per Post zugesandt. White liebt die haptische Komponente der Musik: Vor ein paar Monaten lud er seine Band The Dead Weather in Nashville an einen Schießstand, um eine limitierte Vinyl-Single mit eigens angefertigten Einschusslöchern zu versehen. „Gewaltige Vollidioten“ in der Industrie In Künstler-Kreisen teilt allerdings nicht jeder Whites Abneigung gegen die Folgen von Web 2.0 und neue Vertriebswege – ganz im Gegenteil: Der schottische Synthpop-Produzent und Sänger Calvin Harris prangert diese Woche via Twitter die British Phonographic Industry (BPI) an. Die BPI ist die größte musikindustrielle Vereinigung auf der Insel und liegt derzeit wie die GEMA hierzulande im Clinch mit YouTube. Calvin Harris‘ offizielles Video zu dessen kommenden Single „Ready For The Weekend“ ließ die BPI wegen des Tantiemenstreits von der YouTube-Plattform entfernen. Daraufhin verschaffte der Schotte seinem Frust Luft: „Es ist mein verdammter Song, ihr Bastarde.“ Die BPI sei die schlechteste Organisation aller Zeiten, ihr ganzer Aufbau sei chaotisch und die Angestellten im Onlinebereich „gewaltige Vollidioten“. Er fühle sich machtlos angesichts der Tatsache, dass sein Label und die BPI bisher nichts Positives für ihn getan hätten, twittert er. Ironisch fügt Harris hinzu: „Ich werde mein Auto in das Fenster des BPI-Büro fahren, und für diesen Tag werde ich mir einen Geländewagen leihen, um hoffentlich auch bis zu den ‚Online-Affen‘ in den Hinterteil des Gebäudes zu gelangen.“ Inzwischen hat sich Harris für die Beleidigung der Mitarbeiter entschuldigt ? natürlich ganz Web 2.0 über Twitter.