Mar
13
2009

YouTube im Krieg mit britischer GEMA

YouTube im Krieg mit britischer GEMA

Das Tauziehen um das größte Stück vom Kuchen Digital-Musik, der analog zur Tonträger-Dauerkrise wundersam Kalorien angehäuft hat, geht in die nächste Runde. Während in Deutschland die GEMA an Konzertumsätzen Anteile abzuknapsen sucht, duellieren sich auf der Insel die britische Verwertungsgesellschaft Performing Rights Society (PRS) und YouTube. Die Verwertungsgesellschaft fordert von der Google-Tochter deutlich höhere Werbe-Tantiemen für die dort abgespielten Musikvideos. Von der PRS vertretene Künstler müssten besser als bisher an ihren eigenen Kunsterzeugnissen beteiligt werden. YouTube wiederum verweigert sich den höheren Zahlungen mit der Begründung, mit den meisten Major- wie Indielabels bereits jetzt Vergütungsverträge geschlossen zu haben. Damit sei die Bürde einer zusätzlichen Bezahlung für abgespielte Clips auch für einen Großkonzern wie Google nicht mehr tragbar. Als Konsequenz dieser Weigerung und des auslaufenden Lizenzvertrags mit der PRS nahm YouTube am Dienstag Tausende Videos für britische User offline. Die Verwertungsgesellschaft bezeichnet den Vorgang als Machtprobe und behauptet ihrerseits, die Videoplattform wolle zukünftig gar weniger als bisher für das Abspielen bezahlen. Beide Parteien sitzen jedoch weiter am Verhandlungstisch. Unübersichtliche Rechtslage Die Krux liegt in der derzeit äußerst unübersichtlich gestalteten Vergütung für Webvideos. Rechte liegen heutzutage nicht mehr nur beim Texter und Komponisten (die durch die PRS vertreten werden), sondern auch beim Label (für Filmmaterial und Songaufnahmen). In unmittelbarer Replik auf den Streit haben sich unterschiedlichste britische Künstler zur Featured Artists Coalition (FAC) zusammengeschlossen. Robbie Williams, Mitglieder von Blur, Radiohead und Kate Nash zählen zu den prominentesten Vertretern einer Künstlergeneration, die sich im Zuge von Deals zwischen Web-Firmen und großen Musikkonzernen um ihre eigenen Rechte als Urheber sorgen. Im Vorfeld eines nicht-öffentlichen Treffens am Mittwoch in London erklärte Radiohead-Gitarrist Ed O’Brien stellvertretend für die Lobbygruppe gegenüber BBC: „Wir befinden uns in einer entscheidenden Zeit für die Musikindustrie. Rechte und Erlöse werden immer weiter aufgeteilt. Wir brauchen eine Stimme.“ Das Internet habe eine Machtverschiebung mit sich gebracht. Heute sei es für Künstler möglich, Musik ohne den Mittelweg über eine Plattenfirma zu veröffentlichen. FAC-Mitbegründer Billy Bragg erklärte weiterhin, die Organisation stehe explizit auch jungen neuen Acts beratend zur Verfügung, etwa in der Frage einer lebenslangen Rechteabtretung an ein Label, wie sie heute noch größtenteils Praxis ist. Soziale Netzwerke wie MySpace seien ebenfalls ein Dorn im Auge: „Ich weiß nicht“, so Bragg, „wie viel Geld MySpace mit Werbung macht, aber wir erhalten keine Lizenzgebühren von ihnen. Sie stecken keinerlei Geld in ihre Inhalte.“ „A foot stuck in the 50s“ Kate Nash betonte ihrerseits, dass die Musikindustrie über Jahre eine zu konservative Haltung eingenommen habe ? beispielsweise beim Thema Filesharing: „Es ist entscheidend, nicht die Fans zu kreuzigen. Wir müssen akzeptieren, dass wir längst im digitalen Zeitalter angekommen sind. Man kann nicht einfach hoffen, es wäre nie geschehen und die Welt würde sich dadurch nicht ändern.“ Nichtsdestotrotz müsse sichergestellt werden, dass die Künstler von morgen noch in der Lage sein werden, ihr Einkommen mit der Musik zu sichern. Unterdessen regt sich auch jenseits des Atlantiks Widerstand gegen die undurchsichtigen Margenschiebereien zwischen Labels, digitalen Multiplikatoren und Verwertern. Wie die Chicago Times berichtet, fand sich am Dienstag Pumpkins-Kopf Billy Corgan vor dem US-Kongress ein, um für eine fairere Verteilung der Lizenzerträge zu plädieren. Zusammen mit Mitch Bainwol, Vorstandschef und Geschäftsführer der Recording Industry Association of America (RIAA), forderte er Unterstützung für ein Gesetz, das die Tantiemen für im Radio gespielte Coversongs zukünftig zwischen Urheber und Interpret aufgeteilt. Derzeit wird lediglich der Urheber des Originals entlohnt.