Jul
15
2008

Neuer Clip verzichtet auf Kamera und Licht

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Kennt ja jeder diese Metallstabkissen, auf die man Hand, Nase oder sonstige Körperteile legt, auf dass ein relativ akkurates Abbild der eigenen Formen entsteht. Die genaue Bezeichnung dieses eher unspektakulären Gimmicks will mir gerade nicht einfallen, aber ein Blick auf das Bild dieses Artikels sollte weitere Umschreibung unnötig machen. Wir sehen das Konterfei des Thom Yorke – plastisch dargestellt, als eine Art entmenschlichte Holografie. Es sieht aus, als habe der Radiohead-Vorarbeiter für den aktuellen Clip zu „House Of Cards“ sein Gesicht mal kurz in eines der erwähnten Nagelkissen gebettet. Der geneigte Popkonsument kann sich natürlich denken, dass solch einfache visual art für Radiohead viel zu simpel wäre. Tatsächlich handelt es sich – mal wieder – um eine Innovation im Segment Musikvideo. Nach Zeitlupenakrobatik („Street Spirit“), ungewöhnlichen Perspektiven („Karma Police“), 30-sekündigen 3D-Schnipseln („Motion Picture Soundtrack“), Michel Gondryschen Traumsequenzen („Knives Out“), Second-Life-Simulation („Go To Sleep“) und einigem mehr kommt das weltweit erste Abtast-Laser-generated Video. Für „House Of Cards“ wurde erstmals keinerlei Kameratechnik verwendet. Auch auf Licht verzichtete Regisseur James Frost. Zur Visualisierung der eigenen Musik verlässt sich die Band stattdessen auf zwei neue Informatik-Technologien, die mithilfe von Laser-Scan-Verfahren Licht so einfangen, dass detaillierte 3D-Darstellungen von aufgezeichneten Objekten wiedergegeben werden können. Das passt zum Minimalismus der bisherigen „In Rainbows“-Visualisierungen. „Mir gefällt die Idee, Technologie in einer Art und Weise zu verwenden, für die sie eigentlich nicht konzipiert worden ist“, erklärt der Protagonist. „Ich finde den Gedanken, ein Video nur mit Hilfe von Lasern zu drehen, das dennoch echte Menschen und ihre Umgebung einfangen kann, sehr spannend.“ Fragt sich noch, was als nächstes folgt. Radiohead in X-Ray? Radiohead-Knetfiguren? Radiohead mit Wärmesensoren? Liegt zukünftigen Alben eine 3D-Brille für den CD-Extra-Teil bei? Obwohl, da waren Tool ja schon schneller …