Oct
30
2007

Trent Reznor auf Radioheads Spuren

Trent Reznor auf Radioheads Spuren

Gestern kündigte Trent Reznor auf der Homepage der Nine Inch Nails nin.com die Niederkunft des neuen Projekts an, mit dem er in den letzten Wochen schwanger ging. Es hört auf den Namen „The Inevitable Rise And Liberation Of Niggy Tardust!“ Der Titel ist ein Wortspiel mit David Bowies Glam-Alter Ego Ziggy Stardust, dahinter verbirgt sich eine Platte des MCs Saul Williams, die Reznor produziert hat. Reznor, der in den letzten Wochen immer wieder über seine schlechten Erfahrungen mit Plattenfirmen klagte, hat sich zusammen mit Williams entschlossen, einen ähnlichen Weg zu nehmen, wie ihn unlängst Radiohead mit ihrem neuen Album „In Rainbows“ einschlugen. Der Kunde soll selbst entscheiden, wie viel er zahlt. Das Album soll ausschließlich im Internet unter niggytardust.com erhältlich sein und kann dort bereits vorbestellt werden. Ab dem 1. November gibt es dann den Download. Konnte man bei Radiohead den Betrag frei wählen und beispielsweise auch gar nichts für die Platte ausgeben, gibt es für Niggy Tardust zwei Möglichkeiten. Entweder, man drückt fünf Dollar ab („I want to directly support the artists involved in the creation of this music“) oder man zieht sich die Scheibe kostenlos („I just want the music“). Dabei legen Reznor und Williams wert auf eine ordentliche Soundqualität. Der zahlende Hörer kann zwischen drei Varianten wählen, der kostenlos Mithörende bekommt immerhin MP3s in 192Kbps-Qualität. Eine Pdf-Datei mit Lyrics und Artwork gibt es selbstverständlich dazu. Reznor schreibt auf nin.com über die Zusammenarbeit mit dem Spoken Word Performer: „Ich war seit Antichrist Superstar nicht mehr so sehr in ein Projekt außerhalb von NIN involviert. […] Saul hatte Interesse daran, Grenzen zu durchbrechen / Genres zu überwinden / Erwartungen zu verweigern und wir haben während dieses Prozesses viel voneinander gelernt.“ Saul Williams zeigt sich ähnlich begeistert über die Kollaboration. Auf seiner Myspace-Seite, auf der er übrigens grandios „Survivalism“ von NINs aktuellem Album „Year Zero“ covert, erzählt er ausführlich, wie es zur Kooperation kam. Das Album bezeichnet er als „the lovechild of me and Trent Reznor“ und Reznor selbst als „the big brother I never had“. Den Sound beschreibt Williams in etwa so: „Der Wall of Sound, den wir geschaffen haben ist dermaßen mit Graffiti übersät, dass Passanten Eingangstüren suchen.“ Über die Vertriebsweise sagt der NIN-Frontmann: „Es gibt offensichtliche Ähnlichkeiten zu der Art und Weise, in der Radiohead gerade ihr Album veröffentlicht haben. […] Ich denke, wir haben ihre Idee noch verbessert. […] Anders als bei Radiohead ist, dass Saul noch nicht die Hausnummer ist, die Radiohead darstellt. Das heißt, dass wir Eure Unterstützung mehr denn je brauchen.“ Wahre Worte, allerdings lässt Reznor dabei außer Acht, dass sein eigener Name ein gewichtiges Verkaufsargument ist. Sein nächstes Nine Inch Nails-Album wird derweil das letzte für Universal sein: Noch im November soll „Y34RZ3R0R3M1X3D“ („Year Zero Remixed“) erscheinen. Der Opener heißt hier „Gunshots By Computer“ (im „Year Zero“-Original „Hyperpower“) und ist bearbeitet von – Saul Williams.