Apr
1
2005

Karaoke auf hohem Niveau

readmore_rock_RN219832_v1

Wer hätte gedacht, dass Queen auch ohne Freddie Mercury dereinst ein solches Comeback hinlegen würden? In Köln schlägt das Musical bereits alle Rekorde, in den ersten acht Wochen verkaufte „We Will Rock You“ bereits 250.000 Karten. Mit einer Auslastung von 97% übertreffen Queen sogar das Disney-Spektakel „König Der Löwen“, kein Wunder also, dass die Veranstalter die Produktion mindestens bis 2007 spielen wollen. Am Montag feierten Queen nun auch ihre Europa-Premiere, beim Auftritt in London sollte der neue Sänger Paul Rodgers den verpatzten Übungs-Gig in Südafrika, bei dem Rodgers sich nicht sehr textsicher präsentierte, vergessen machen. Zumindest teilweise scheint dieses Vorhaben gelungen; Presse und Fans zeigten sich nach dem Konzert zufrieden, wenn auch nicht begeistert. Bemängelt wurde allgemein, dass Queen teilweise auf Playback-Einspielungen zurückgriffen, so kam etwa bei den Songs, bei denen Roger Taylor am Mikro stand, das Drumming komplett vom Band. Dass weder Taylor noch der frühere Bad Company-Sänger Rodgers Freddie Mercurys stimmliche Intensität erreichte, hatte dagegen auch einen positiven Aspekt. Den Mangel an stimmlicher Präsenz glich Rodgers nämlich aus, indem er immer wieder das Mikro ins Publikum hielt und dieses so zum Hauptakteur des Abends machte. Natürlich zeigten sich die Fans gewohnt textsicher. Reuters berichtete nach dem Konzert von dem „prachtvollen Chor“, den die Menge beisteuerte, das Schweizer Fernsehen DRS zeigte einen langen Ausschnitt, in dem das Publikum singt wie ein Mann. Das sei „Karaoke auf hohem Niveau“, fasste der Schweizer Reporter seine Eindrücke schließlich zusammen. Wer also befürchtet hatte, dass Queen ihren eigenen Mythos demontieren könnten, sei beruhigt – wer solche Fans hat, dem kann wohl nicht einmal der Zahn der Zeit etwas anhaben ….