Sep
24
2003

„Let It Be“ erscheint nackt

„Let It Be“ erscheint nackt

Fans weltweit reiben sich schon aufgeregt die Hände: Am 17. November erscheint das letzte Beatles-Album „Let It Be … Naked“ ohne die orchestrale Nacharbeitung des Produzenten Phil Spector und natürlich digital aufgearbeitet. Spectors opulente Arrangements und Overdubs sind seit der Veröffentlichung vor 33 Jahren ein umstrittenes Thema. Als die Aufnahmen für das ursprünglich „Get Back“ betitelte Werk 1969 in Gang kamen, sollte das Ergebnis die Rückkehr der berühmten Band zu ihren Rock’n’Roll-Wurzeln aufzeigen. Nach dem endgültigen Bandsplit wurden die Master-Bänder auf Betreiben John Lennons dem Wall Of Sound-Produzenten Spector ausgehändigt, der den ursprünglichen Proberaum-Sound zukleisterte. Paul McCartney, damals vor allem über das Ergebnis seines Songs „The Long And Winding Road“ verärgert, freut sich: „Es klingt alles genauso, wie es damals im Aufnahmestudio auch klang. Man kann sich direkt wieder hineinversetzen.“ Ringo Starr pflichtet seinem alten Kollegen bei: „Ich sagte zu ihm neulich am Telefon: ‚Du hattest verdammt Recht, es klingt super ohne Phil.'“ Auch George Harrison habe das Projekt befürwortet, ergänzte Starr. Statt der Songs „Dig It“ und „Maggie Mae“ wurde „Don’t Let Me Down“ in die Neuauflage integriert, ansonsten bleibt die Tracklist gleich. Wie das Label auf Anfrage von LAUT mitteilt, haben die Aufnahmen nichts mit den lange vermissten „Get Back“-Tapes zu tun, die Anfang dieses Jahres in Holland wieder auftauchten. Der englische Guardian berichtete im Januar, dies seien die einzigen Original-Aufnahmen, die noch existierten. Die „Let It Be … Naked“-Version konnte dagegen dank neuester Technologien in den Abbey Road Studios nochmal neu abgemischt werden, indem sämtliche Spector-Arrangements herausgeschnitten wurden. In den Archiven des ORF in Wien sind derweil unveröffentlichte Filmaufnahmen von Lennon, Yoko Ono und Mick Jagger aufgetaucht, die ebenfalls von 1969 stammen. Darin sind John und Yoko in ihrem Londoner Haus beim Schach spielen zu sehen sowie Gespräche zwischen Lennon und dem Stones-Frontmann, die für die nie gezeigte Tour-Dokumentation „Rock’n’Roll Circus“ gefilmt wurden.