Mar
22
2011

Bela B., Sven Regener, Depeche Mode

Bela B., Sven Regener, Depeche Mode

„Notieren Sie es sich schon mal im Kalender: Am 21. Dezember 2012 hört die Zeit, so wie wir sie kennen, auf zu bestehen.“ Gut, dass wir das jetzt wissen. Ob Die Ärzte vorher noch ein Album veröffentlichen, verrät uns Bela B. in „Exit Mundi – Die besten Weltuntergänge“ (2 CDs, 16,99 Euro) zwar nicht. Dafür labt sich der trommelnde Endzeitphilosoph ausgiebig an der vom niederländischen Wissenschaftsjournalisten Maarten Keulemans zu Papier gebrachten Vorlage über alle erdenklichen Ausprägungen der Apokalypse. Gammablitze und Riesenmeteoriten Bela B. taucht ein in die Maya-Kultur, zitiert Aufklärungsphilosophen, wandert auf zwischen Lavasee und Eismeer eingekeilten Planeten, erklärt Materie-Schlieren und hat dabei sichtlich Freude am Potpourri der Katastrophen. Gammablitze, Riesenmeteoriten und Roboteraufstände dürfen in dieser vergnüglichen Anekdotensammlung natürlich nicht fehlen. Zombie-Weltherrschaft? No Way! Dass Keulemans eine Weltherrschaft der Zombies praktisch ausschließt, fand Bela B. nach eigenem Bekunden zwar äußerst tragisch, hielt den Horror-Fan aber nicht davon ab, für eines seiner persönlichen Lieblingssujets mal wieder die Stimme zu erheben. Die Größe der Zielgruppe scheint das Projekt zu rechtfertigen: „Zu glauben, dass die Welt vergeht, ist offensichtlich etwas, das allen Menschen zu allen Zeiten nahe geht. Es ist etwas universell Menschliches.“ Sven Regener huldigt Telefon-Terrorist Element Of Crime-Chef Sven Regener nutzte ebenfalls die Pause seiner Band, um sich mit einem Buch in ein Tonstudio zu begeben, allerdings mit seinem eigenen. „Meine Jahre mit Hamburg-Heiner – Logbücher“ (4 CDs, 19,99 Euro) versammelt die Höhepunkte seiner in fünf Jahren entstandenen, feinsinnigen Blogeinträge für diverse Medien. Es dürfte kaum jemanden geben, der hier erstmals von diesen Mini-Kolumnen erfährt, stattdessen aber einige, die diese raffinierten und stets mit ungeahnten Wendungen auftrumpfenden Short Stories um den Telefon-Terroristen Hamburg-Heiner schon immer mal in gesammelter Form vorfinden wollte. Wer nicht glaubt, sich fünfeinhalb Stunden lang der hanseatisch gefärbten Wortgewalt des Meisters widmen zu können, darf auch gerne auf die Buchversion zurückgreifen (Galiani Verlag Berlin, 19,95 Euro). Dennoch muss hier lobend erwähnt werden, dass Regener nach seinen „Herr Lehmann“-Audiobooks durchaus auch kompliziert strukturierte Blog-Formate (Erkenntnis-) gewinnbringend vorzutragen weiß. Mehr dazu in Kürze ausführlich. Audiobook For The Masses Ein gewisser dpa-Journalist namens Thomas Bleskin machte sich derweil die Mühe, in „Depeche Mode – Die Audiostory“ (2 CDs, 14,99 Euro) eine Bandgeschichte nachzuerzählen. Bescheuerte Idee? Seltsamerweise nicht. Maßgeblich zum Gelingen trägt in seinem Fall die Idee bei, haufenweise Originaltöne ins Geschehen einzubetten, die nicht nur nachvollziehbar übersetzt, sondern zur Freude der rund fünf Milliarden DM-Experten auch noch nicht in fünf TV-Rockumentarys gefeaturet wurden. „Lolita“-Vorwürfe an Martin Gore Gerade aus den ersten Bandjahren, denen Bleskin ohnehin einen besonderen Stellenwert einräumt, fördert er interessante Interviewschnipsel zu Tage. So war mir weder bekannt, dass vier BBC-Aufnahmen der Teeniepopper aus dem Juni 1981 existieren, die auf Geheiß der Band bis heute nicht veröffentlicht werden dürfen. Noch habe ich je das Auftauchen zweier fünfzehnjähriger Mädchen in den Songlyrics von „A Question Of Time“ und „Little 15“ in einen Zusammenhang gesetzt. Ganz im Gegensatz zur (britischen) Presse, die Songwriter Martin Gore daraufhin 1987 mit „Lolita“-Vorwürfen konfrontierte (Entkräftet wird das Vorurteil in einem Statement von Alan Wilder). Songbeispiele aus dem Heim-Keyboard Einzig die wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen selbst am Heim-Keyboard programmierten DM-Songs, die immer mal wieder angespielt werden, hätte man sich sparen können. Erinnert nämlich weniger an die Pionierleistungen der Briten, sondern mehr an DM-Coverbands auf Schulfesten. Inhaltlich gibts nichts zu meckern: Vom ersten Schulauftritt der Mode-Keimzelle Composition Of Sound am 14. Juni 1980 in der britischen Trabantenstadt Basildon über den Liveklassiker in Pasadena 1988 bis hin zur vorläufigen Wiedervereinigung mit Wilder in der Londoner Royal Albert Hall 2010, Bleskin hat seine Hausaufgaben gemacht.