Oct
7
2009

Erster Preis für Böhse Onkelz

Erster Preis für Böhse Onkelz

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Mit ihrem Musikpreis „Echo“ ehrt die Deutsche Phono-Akademie alljährlich jene Pop-Künstler, die in den vergangenen zwölf Monaten in deutschen Landen den größten Widerhall fanden. Über die Vergabe der Preise entscheidet eine Jury, in ihr sitzen, so die offizielle „Echo“-Homepage, „Mitglieder des Bundesverbandes Musikindustrie e.V., Mitglieder und Förderer der Deutschen Phono-Akademie e.V. sowie musikaffine Partner aus Rundfunk, Presse, TV und ehemalige Preisträger (je Mitglied 1 Stimme)“. Am Freitag verliehen die Musikindustriellen ihre Trophäen wieder im Rahmen des üblichen Galaversuchs in Berlin. Entscheidend für die Nominierung in einer der 25 Preiskategorien wie Künstler, Album oder Hit des Jahres ist der Charterfolg des jeweiligen Popprodukts. Entsprechend erwartbar sind in aller Regel die Gewinner, diesmal wieder Bushido (Künstler National HipHop/R&B und bester Liveact), Grönemeyer (Künstler und Album des Jahres) und DJ Ötzi (Hit des Jahres und Deutschsprachiger Schlager). Eine rechte Überraschung ist dagegen die Auszeichnung der Böhsen Onkelz für deren Abschiedskonzert-DVD „Vaya Con Tioz“. Galten sie doch bislang als Personae non gratae der Branche. Die Frage, ob und wie rechtsextrem die Onkelz – trotz gegenteiliger Beteuerungen – einmal waren oder immer geblieben sind, füllt nicht nur auf dieser Website kilometerlange und meist völlig fruchtlose Diskussionsthreads. Fakt ist, dass die Onkelz mit ihren kraftvollen, am Punk geschulten Rocksongs und nicht zuletzt dank ihres Outlaw-Images eine enorme Fanschar erreichten, der auch knapp 90 Euro für eine DVD-Box nicht zu viel waren. „Vaya Con Tioz“ schaffte es als erste 4-fach-DVD an die Spitze der Charts. Das erschien nun naturgemäß auch den Branchenvertretern Rehabilitationsgrund genug. Allerdings: In der Fernsehshow wollte man sie dann lieber doch nicht haben, und so war in der RTL-Übertragung des Echo-Abends keine Rede von Böhsen Onkelz. Die waren schließlich auch nicht selbst erschienen und bedanken sich nur per Homepage-Gruß in gewohnt larmoyanter Diktion bei allen, „die die Eier hatten, einen Fettfleck auf ihrer weißen Weste zu riskieren. An alle anderen: Danke für nichts!