Nov
19
2004

Europe Awards ohne Europäer

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Gastgeber der elften EMAs ist Hip Hopper Xzibit. Für amerikanischen Rap scheinen die Awards ein Faible zu haben, präsentierte im vergangenen Jahr schon Puff Daddy die Show (immerhin brachte das neue Erkenntnisse, erkor er doch die britischen Melancholiker von Coldplay zu seiner Lieblingsband). Dieses Mal also Xzibit. Doch dabei soll es nicht bleiben: Die Amis überschwemmen am kommenden Donnerstag ab 21 Uhr Bühne und Bildschirm, wenn es heißt: Vorhang auf für die europäischen Musik-Awards. Als Laudatoren versuchen sich „Buffy“ Sarah Michelle Gellar, Amy Lee (Evanescence), Andre 3000 (Outkast), AJ McLean und Nick Carter (ja, die von den guten alten Backstreet Boys), The Black Eyed Peas, Chester Bennington und Joseph Hahn (Linkin Park), Eamon, Kylie, N*E*R*D, Elisha Cutbert aus „24“ und last but not least Tony Hawk (Skate-Superstar). Alle aus dem guten neuen Amerika bzw Kanada oder Australien. Und das „alte“ Europa, wen bieten wir? Als Frontfau kommt Naomi Campbell, im Gespann hat die Schöne Natasha Bedingfield, Jamelia, Brian Molko, Robert Smith, Brian McFadden und Ozzy Osbourne. Und dann müssen mit Alessandro del Piero und Paolo di Canio auch noch zwei Fußballer herhalten. Sind wir denn so unglamourös? Brauchen wir dort jetzt etwa auch eine Quote? Immerhin steht sie in der Laudatoren-Riege im Moment bei 16:9. Was bedeutet, dass ca. 65% aller Laudatoren keine Europäer sind. Auch bei den Live-Performances sieht es nicht besser aus: Alicia Keys, Usher, Anastacia, Beastie Boys, Eminem, Gwen Stefani, Maroon Five, Nelly. Hallo, gibt es in Europa denn gar keine annehmbaren Künstler? Hat MTV Angst, dass die Amis abschalten würden, könnten sie nicht ihre Stars sehen? Immerhin halten Franz Ferdinand, die Hives (beide verkaufen auch in Amerika gut) und Tiziano Ferro (ein schmachtender Italiener bei den EMAs in Rom kann ja nie schaden) die Fahnen hoch. Dieses Ungleichgewicht braucht man nicht in Zahlen darstellen! Es liegt nur eine Vermutung nahe: Vor lauter Brimborium um das Superstar-Aufgebot, bemerkt der werte Zuschauer nicht einmal mehr, dass MTV ihn hier beschummelt. Oder man setzt auf Globalisierung oder andere Kulturverschmelzungs-Szenarien. Nun ja, den Italiener interessiert eine andere Veranstaltung wahrscheinlich ohnehin viel mehr: Für lau darf man im Kolosseum in Rom parallel zu den Awards Anastacia, Elisa, Carmen Consoli, Hoobastank und The Cure live sehen.